1. Ein Bericht von Roland Laurisch

Ja, wie fing es denn eigentlich an mit meinem Paradies in unserem „Rosengarten“?

 

    

Im Jahr 1985 war ich Bewerber um einen Kleingarten in „Kniprode“, einer Anlage, die später der Hansastraße weichen musste. Dieser Umstand stellte mich den Kompletträumern gleich, als dort 1985 das Licht ausgemacht werden musste. Nach Beratung mit dem Vorsitzenden Herrn Gemende beim damaligen VKSK Kreisvorstand Nordost Anfang 1985 erhielt ich das Angebot zu einem Anfang auf einer Brache.

Gemeinsam mit Kunaths, meinen heutigen Nachbarn, wurden im Lageplan des VKSK zwei 400 m² große Parzellen heraus gesucht. Beim Besuch vor Ort haben wir dann fest gestellt, dass die „Claims“ bereits abgesteckt waren. Auch die Wege waren bereits vorhanden. Elektro- und Wasseranschlüsse waren vorbereitet.

Ohne die Hilfe und Unterstützung unserer Betriebe wäre in dieser Zeit, die geprägt war von Verteilungskämpfen bei allen Formen von Material, sicher nicht viel gelaufen. Mein damaliger Chef beim Gleisbaubetrieb der Deutschen Reichsbahn gestattete mir die zeitweise Benutzung eines Stromaggregats und eines Betonmischers. Damit begannen wir sofort mit Hilfe unserer Familien, Freunden und Arbeitskollegen mit den Streifenfundamenten für unsere künftigen Bungalows. Wichtig war auch die partnerschaftliche Hilfe untereinander. Leider ist diese in vielen Fällen in den letzten Jahren zurück gegangen – sicher darauf zurückzuführen, dass sich die Arbeitsbedingungen und gesellschaftlichen Veränderungen mit der Wende grundlegend gewandelt haben. Damals, als wir unsere Erfahrungen viel öfter austauschen mussten, gab es für uns kaum Kontingente, wenn man bereit war, Kompromisse einzugehen und seine Fähigkeiten aus dem polytechnischen Unterricht einzusetzen.

Zur Finanzierung gab es das Angebot eines Kredites der Sparkasse der Stadt Berlin, Abt. Konsumtionskredite. Vermittelt wurde dieses ebenfalls durch den VKSK. Als Sicherheit mussten neben dem Bungalow selbst ein Farbfernseher und eine Tiefkühltruhe herhalten. Ebenfalls vorgelegt werden mussten die Aufstellgenehmigung des VKSK sowie ein Grundstücksnachweis.

 

Die ersten beiden Bungalows in der Anlage wurden gleichzeitig fertig. Es waren die meiner Nachbarn, Fam. Kunath, sowie mein eigener. Möglich wurde diese Pionierleistung, weil wir beide täglich im Anschluss an unsere Arbeit hinausgefahren sind, manchmal sogar in unseren Autos geschlafen haben, weil es doch etwas später geworden war. Angenehmer wurde es dann, als der Kunath´sche Bungalow in „Kniprode“ ab- und genau auf unserer gemeinsamen Grundstücksgrenze als Baubude auf Zeit wieder aufgebaut wurde. Dadurch war die Zubereitung einer warmen Mahlzeit auf einem Campingkocher möglich und bei einem Regenschauer musste nicht gleich alles flüchten. Auch die Lagerung unserer Hacken und Spaten erfolgte nicht mehr im Freien. Der Jahresurlaub 1985 von 4 Wochen ging für unsere Aufbauarbeit drauf, natürlich auch der unserer Frauen. Es war eine harte und kräftezehrende Zeit. Wir haben aber trotzdem viel gelacht und in der Gemeinschaft viel füreinander getan. Als unser schönstes Ziel haben wir es geschafft, dass unsere „Villen“ noch im Aufbaujahr bewohnbar wurden.

 

In den Anfangsjahren unserer Anlage gehörte ich, wie viele sicher noch wissen, dem Vorstand an. Zu meinen Mitstreitern gehörten damals unter anderem als stellvertretender Vorsitzender Volker Kunath, als Hauptkassiererin Martina Jäckel sowie unser allen bekannter Bauminister Kalle Schulze. In vielen Dingen hatten wir seinerzeit größere Entscheidungsbefugnisse, als das heute der Fall ist. Der Grund ist sicher der, dass man den gesellschaftlichen Gremien einen erheblichen Teil der heute üblichen zentralisierten Verwaltungsarbeit übertrug. Zu unseren Aufgaben gehörte auch, dass Anträge auf Laubenvergrößerungen gemäß der damals verbindlichen Kriterien wie z.B. mindestens zwei minderjährige Kinder entschieden werden konnten. Mit Zustimmung des VKSK konnten damit Lauben bis maximal 40 m² gebaut werden. Wir haben die Anzahl der vorgelegten Anträge immer mit Augenmaß betrachtet und im üblichen Rahmen gehalten und damit bei der Absegnung durch den VKSK nie Probleme bekommen. Heute geht es ja in der Kleingartenpolitik eher darum, die Laubengröße wieder zu beschränken. Mag sich jeder seine eigene Meinung darüber bilden...

 

 

Die Vorstandsarbeit wurde trotz zeitlicher Engpässe nach dem bestätigten Arbeitsplan durchgeführt. Um die Erwartungen des VKSK umzusetzen, wurden Spartenbegehungen durchgeführt und Kommissionen gebildet, die u.a. Aufgaben zur Verbesserung von Ordnung und Sicherheit, Beratung in Baufragen und Wassereinsatz sowie beim Brandschutz wahrnahmen. Zur Ableistung der Gemeinschaftsstunden hatten wir seinerzeit nicht die Möglichkeiten zu finanziellen Sanktionen, sondern ein beschlossenes Wettbewerbsprogramm. Im Jahre 1987 kamen wir immerhin auf 1.532 Stunden! In der Abrechnung der Energie hatten wir Anfangsschwierigkeiten. Es gab ja keine Computer, sondern handschriftliche Erfassungslisten, die zur Abrechnung genutzt werden mussten. Heute ist das ja Dank komfortabler und bezahlbarer Software kein Problem mehr! Dafür liefen die Abrechnung von Wassergeld, Mitgliedsbeiträgen, Solibeiträgen und Pacht problemlos. In der Folgezeit ab 1988 sollte die Klärung solcher Fragen wie Aktivierung der Parteigruppe, Bildung einer DFD-Gruppe, Erhöhung der Ablieferungsquoten von Stein-, Kern-, Beerenobst und Gemüse, Bereitstellung von Müllbehältnissen, Verschließbarkeit der Tore, Information der Mitglieder erfolgen. Einiges ist sicher durch die Wende Vision geblieben, mit anderen Themen beschäftigen wir uns auch heute noch, wenn ich an die zurückliegenden Mitgliederversammlungen denke. Mag man heute vieles von dem soeben beschriebenen belächeln und natürlich klüger sein, es gehörte damals zum Verständnis und zu unserer Zeit.